- hier entsteht die neue internetpräsenz von tom geldhauser -
Audiorestauration: „Wir räumen die akustischen Scherben weg.“
aus VisionARRI - Ausgabe 8 - 06/09 - Seite 30/31 - Autor: Ingo Klingspon
Mit
Tom Geldhauser konnte ARRI Sound einen international gefragten
Spezialisten für die Audiorestauration wertvoller
Filmarchivbestände gewinnen.
Der sich endlich mit großen Schritten vollziehende Wechsel vom seit
Jahrzehnten gültigen SD-Fernsehstandard auf einen Sendebetrieb in
High Definition stellt auch Produktionsfirmen und Verleiher vor
völlig neue Herausforderungen. Sie befinden sich gegenwärtig
mit ihren wertvollen Beständen in einer Phase des Umbruchs.
Älteres
Material muss ausgehend von der Filmkopie neu hochauflösend
abgetastet werden, um das bestmögliche Ausgangsmaterial für
eine optimale Weiterverwertung und erneute Archivierung zu erhalten.
Der Archiv-Wechsel der Filmbestände von der analogen auf die
digitale Ebene gilt dabei für die gesamte Verwertungskette:
Kino, DVD und Blu-ray Disc sowie die Austrahlung im TV.
„Einen
alten Film digital zu scannen und das Bild so lange zu retouchieren,
bis alle optischen Mängel beseitigt sind, ist für ein
zufrieden stellendes Ergebnis nur die halbe Wahrheit. Auch der Ton, der
ja wesentlichen Anteil an der Atmosphäre und Gesamtwirkung eines
Werks hat, ist bei älterem Material oft erheblich in
Mitleidenschaft gezogen“, gibt Daniel Vogl, technischer Leiter
Filmmischung bei ARRI Sound, zu bedenken. Die Ton-Spezialisten bei
ARRI setzen sich schon seit Jahren besonders intensiv mit
den technischen Rahmenbedingungen für eine optimale
Restauration der Tonspuren wertvoller Archivbestände auseinander.
„Wir
wollen einen Qualitätsstandard in der Filmrestauration sicher
stellen, der über software-gesteuerte Standardverfahren zur
Beseitigung von Grundrauschen, Brummen oder Knacksen via ‚Finger print’
weit hinausgeht“, betont Vogl den Anspruch bei ARRI Sound. Gerade in
der Ton-Restauration der Dialogpassagen genügt es bei älteren
Filmen oft nicht, Fremdgeräusche im Mittel- und Oberton-Bereich
summarisch zu entfernen. Nicht selten sind besonders S- und TZ-Laute so
stark in Mitleidenschaft gezogen, „dass man vielmehr dem Ton etwas
zurückgeben muss, als nur etwas zu entfernen“, wie Vogl
erklärt.
Hier bewegt man sich jedoch auf einem Niveau im
kreativen Umgang mit dem Ausgangsmaterial, das international nur wenige
Spezialisten wirklich beherrschen.
Mit Tom Geldhauser konnte
ARRI Sound exklusiv einen dieser Topkreativen für
Audiorestauration verpflichten, dessen akustischen Spürsinn schon
Majors wie 20th Century Fox und Warner wichtige Werke anvertraut
hatten. Durch seine Hände gingen in den letzten zehn Jahren
Kultfilme wie Blair Witch Project (1999), All about Eve (1950), einer der ersten Filme mit
Marilyn Monroe, die Urfassung von The Fly (1958)
oder auch das Weltkriegsdrama The longest Day (1962) dessen Ton er
für sämtliche internationalen Sprachfassungen restaurierte.
Besonders hervorzuheben ist seine Bearbeitung der ersten drei
Alien-Filme. Dabei entstand auch aus der ursprünglichen
Mono-Fassung des ersten Alien (1979) eine Version in 5.1.
Geldhausers
Können kommt besonders in den Dialogpassagen zur Geltung, wobei
er seine überragenden Resultate nicht dadurch erzielt, dass er
pauschal mit einem ’Fingerprint’ des ganzen Films arbeitet, sondern
sich Szene für Szene individuell vornimmt. Im Vordergrund steht
dabei die Werktreue, nicht ein neues synthetisches Produkt. Und die ist
bei aller State-of-the-Art-Technik in den ARRI Soundstages vor allem
ein Resultat aus langjähriger Erfahrung und kreativer ’Hand
arbeit’. „Wir wollen keinen steril sauberen Ton ohne Charakter,
wenn wir ein Jahrzehnte altes Werk restaurieren“, versichert Daniel
Vogl. „Der Zeitgeist, die Dynamik und die Dramaturgie, für die ja
auch der Ton mit verantwortlich ist, muss dem Film erhalten bleiben,
damit er der bleibt, der er war. Wir räumen nur die akustischen
Scherben weg.“
Qualitätsverbesserung in der
Ton-Restauration ist hinsicht lich des Aufwands kein linearer Prozess,
sondern ein exponentieller, damit natürlich auch hinsichtlich der
Kosten.
„Man kann an einem Film drei Monate restaurieren, aber
auch in eineinhalb Wochen zu einem sendefähigen Band kommen“,
resümiert Herstellungsleiter Vogl. Das Consulting bei ARRI Sound
konzentriert sich daher auf maßgeschneiderte Lösungen.
Vorgeschlagen wird, was bezogen auf das Einzelprojekt und das
Verwertungsziel sinnvoll erscheint. Dabei kann ARRI Sound alle Formate
bedienen, unabhängig vom Datenträger und unabhängig vom
Zielmedium (Kino, HD, DVD, BD). Mit einem speziellen Lichttonplayer
können alle Lichttonformate bis hin zur historischen
Sprossenschrift in bestmöglicher Qualität abgespielt und zur
weiteren Bearbeitung digitalisiert werden.
Die größte
Referenz für ARRI ist dabei sicher das unternehmenstypische
filmische Denken. „Hier arbeiten nur Leute, die seit Jahrzehnten Filme
machen und ein Gespür dafür haben, wie der Ton homogen mit
dem Bild zusammengeht. Der Kunde bewegt sich bei ARRI in einem Umfeld,
wo er mit seinem Material alles aus einer Hand bekommen kann.